Unsichtbares sichtbar machen – Rollen und Verantwortlichkeiten im Arbeitsschutz

Um Unternehmern und Einrichtungen sicher und gesund zu gestalten, sind viele Hände notwendig. Unterschiedliche Arbeitsschutz-Akteure packen täglich mit an: Vorgesetzte, EHS-Manager, Sicherheitsreferenten, Sicherheitskoordinatoren, Sicherheitsbeauftragte, Sicherheitsfachkräfte, Betriebsärzte, Betriebsräte, HR-Funktionen, Mitarbeitende und viele weitere.

 

Bei der Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes kann es bei so vielen Personen zu Verwirrungen im Arbeitsalltag kommen. Wer hat welche Rolle? Und wer hat nun WIRKLICH den Arbeitsschutz-Hut auf?

 

Gemäß Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und DGUV Vorschrift 1 (Grundsätze der Prävention) kann der Arbeitgeber, bzw. Unternehmer „zuverlässige und fachkundige Personen schriftlich damit beauftragen, ihm obliegende Aufgaben in eigener Verantwortung wahrzunehmen.“

 

Sind jedoch Aufgaben, Pflichten und Verantwortlichkeiten nicht klar benannt, dann hat dies weitreichende Folgen, die mit einer Verantwortungsdiffusion einhergehen. Die Beschäftigten haben dann die Tendenz, die allgemeine Verantwortung auf alle anwesenden Personen aufzuteilen. Dabei gilt: Je höher die Anzahl derer ist, desto eher verringert sich automatisch die subjektiv wahrgenommene Verantwortlichkeit des Einzelnen. Und so führt dies schlimmstenfalls dazu, dass sich niemand mehr für sichere und gesunde Arbeitsstätten und Tätigkeiten der Mitarbeitenden verantwortlich fühlt. Eine Katastrophe für den Arbeitsschutz!

 

Was ist also zu tun, um Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb einer Gruppe sichtbar zu machen?

 

Als Fachkraft für Arbeitssicherheit und Coach im Arbeitsschutz nutze ich hierfür gerne Visualisierungen in Form eines Soziogramms. Hiermit lassen sich Beziehungen zwischen einer Gruppe darstellen und mit Hilfe von Symbolen Zusatzinformationen ausarbeiten. Entwickelt wurde die Methode bereits vor über 100 Jahren von Jacob Levy Moreno. Strukturen innerhalb einer Gruppe werden so offengelegt und können gezielt weiterentwickelt werden.

 

So geht’s:

Relationen zwischen den einzelnen Arbeitsschutz-Akteuren können mit Hilfe von Beziehungslinien visualisiert werden. Diese Pfeile zeigen an, in welchem Verhältnis eine Person mit einer anderen steht. Dabei sind unterschiedliche Varianten möglich, wie Aufgaben-, Pflichten- und Rollenverteilung dargestellt werden können. Ich empfehle unterschiedliche Farben und Pfeilrichtungen hierfür zu verwenden. Zusätzlich können mit Symbolen wie zum Beispiel durch Fragezeichen Unklarheiten oder durch Blitze Störungen aufgezeigt werden.

Das Soziogramm ist ein simples und direkt anzuwendendes Modell mit denen die Rollen und Verantwortlichkeiten verständlich dargestellt und mögliche Schiefstände aufgezeigt werden können. Es ist vielfältig einsetzbar und verwendbar. In wenigen Minuten stellen sich erste Erkenntnisse ein, die oft zu einem Aha-Erlebnis aller Beteiligten führen. Ein Überblick über alle wesentlichen Arbeitsschutz-Akteure mit deren Rollen und Verantwortlichkeiten ist im Nu erreicht.

 

Im nächsten Schritt kann dann dargestellt werden, wie zukünftig die Rollen und Verantwortlichkeiten gestaltet sein müssten, um einen wirksamen Arbeits- und Gesundheitsschutz im betrieblichen Alltag zu gewährleisten.

Informationen zur Autorin:

Anja Riederer

Freiberufliche Trainerin und Coach im Arbeitsschutz

www.ria-arbeitsschutz.com

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