Manipulation von Maschinen
Warum in vielen Unternehmen noch an Maschinen manipuliert wird
Wie gut ist der Arbeitsschutz im deutschsprachigen Raum wirklich aufgestellt? Bei der Antwort unterscheiden sich die Ansichten zwischen Geschäftsführern, Führungskräften und Arbeitsschützern. Technisch betrachtet, gibt es viele Argumente, die für diese Ansicht sprechen. Schutzzäune, Trittmatten, Kontaktstellen an Türen oder auch Lockout-Tagout Systeme haben sicherlich schon viele Arbeitsunfälle reduziert. Diese Maßnahmen haben einen wesentlichen Einfluss darauf, dass zwischen 1995 und 2012 rund 800.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle reduziert wurden.
Seither sind die meldepflichtigen Arbeitsunfälle allerdings nicht wesentlich geringer geworden. Ein Grund dafür ist, dass Führungskräfte und Mitarbeiter in den meisten Fällen noch eine externe Motivation für den Arbeitsschutz besitzen, in dem die Regeln nur befolgt werden, weil sie befolgt werden müssen. Im Zweifelsfall wird sich dann eben nicht sicher verhalten. Es ist also kein Wunder, dass vorhandene Schutzeinrichtungen an Maschinen noch viel zu häufig manipuliert werden.
Bei einer Umfrage unter 840 Menschen in Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen wurde festgestellt, dass in mehr als 42 Prozent der Unternehmen heute noch regelmäßig an den Schutzeinrichtungen von Maschinen manipuliert wird (DGUV, 2022). 18,5 Prozent der Befragten sagten sogar, dass heute mehr manipuliert werden würde, als es früher der Fall war. In 33 Prozent der Unternehmen, in denen heute Maschinen manipuliert werden, wird dieses Verhalten sogar durch Führungskräfte geduldet.
Dieses eine Beispiel macht deutlich, vor welchem Dilemma viele Unternehmen im deutschsprachigen Raum heute stehen. Ein oftmals guter technischer und auch organisatorischer Arbeitsschutz trifft eine unzureichende Einstellung von Mitarbeitern und Führungskräften zum Arbeitsschutz. Solange mehrheitlich in den Köpfen der Menschen im Unternehmen eine externe Motivation für den Arbeitsschutz vorhanden ist, wird es immer wieder zu unsicheren Prozessen oder unsicheren Handlungen kommen.
Es zeigt, dass im Arbeitsschutz alles bei der Einstellung der Menschen beginnt. Um an diesem Safety Mindset zu arbeiten, braucht es in den Unternehmen engagierte und befähigte Führungskräfte sowie auch Sicherheitsingenieure und Fachkräfte für Arbeitssicherheit, die es schaffen, Menschen für den Arbeitsschutz zu gewinnen.
Am Beispiel der Manipulation von Schutzeinrichtungen an Maschinen bedeutet das: Mehr Akzeptanz. Sichere Prozesse. Sichere Handlungen. Wie kann das gehen?
Zum einen, indem die Führungskräfte ihre rechtliche Verantwortung und Haftung im Arbeitsschutz kennen. Hierbei darf es allerdings nicht bleiben. Die Führungskräfte müssen auch befähigt werden, beispielsweise in der Kommunikation und Beteiligung von Mitarbeitern. Gerade bei der Beteiligung liegt ein großer Hebel. Warum werden die Mitarbeiter nicht stärker eingebunden? Wenn die Mitarbeiter, also die Experten an der Basis, bei der Entwicklung von Schutzmaßnahmen und relevanten Prozessen eingebunden werden, steigt die Akzeptanz für Maßnahmen und die Qualität der Selbigen. Zum anderen brauchen Unternehmen mehr denn je Sicherheitsingenieure und Fachkräfte für Arbeitssicherheit, die es schaffen, Führungskräfte und Mitarbeiter zu sensibilisieren und zu befähigen. Nur so kann aus einer externen Motivation eine interne Motivation werden.
Im nächsten Experten-Blog erfahren Sie mehr über die Beteiligung von Mitarbeitern im Arbeitsschutz und deren Vorteile für ein Unternehmen.
Zum Autor:
Stefan Ganzke
Experte für Sicherheitskultur und Kommunikation im Arbeitsschutz
WandelWerker Consulting GmbH
Mehr Informationen zu den Strategien und Methoden der WandelWerker finden Sie unter www.wandelwerker.com oder zum Beispiel in LinkedIn unter www.linkedin.com/company/wandelwerker