Das Konzept des Safety Leaderships beschreibt einen Führungsstil, der darauf abzielt, die grundlegenden Werte der Arbeitssicherheit praktisch umzusetzen. Doch wer übernimmt dabei die Verantwortung und welche strategische Herangehensweise führt wirklich zum gewünschten Ergebnis?
Je nach Entwicklungsstand eines Betriebs übernimmt demnach entweder niemand, die Fachkraft für Arbeitssicherheit, die Führungskraft oder ein einzelner Mitarbeiter die Verantwortung für sich selbst oder alle Mitarbeitenden. Die ausgereifteste Form einer Sicherheitskultur besteht darin, dass alle Beteiligten innerhalb eines Unternehmens als sogenannte Safety Leader agieren.
Qualifizierungsmöglichkeiten für Führungskräfte als essenzielle Grundlage für wirksamen Arbeitsschutz
Obwohl Safety Leadership nicht ausschließlich auf Führungskräfte abzielt, spielen diese bei der Entwicklung einer verbesserten Sicherheitskultur eine wesentliche Rolle. Allerdings erhalten sie oft nicht ausreichend Qualifizierungsmöglichkeiten, um diese Aufgabe erfolgreich erfüllen zu können. Es ist daher von entscheidender Wichtigkeit, diesen Missstand zu beheben und sowohl Führungskräften als auch anderen potenziellen Safety Leadern ein umfassendes Arbeitsschutz-Onboarding zur Verfügung zu stellen.
Ein solches Programm sollte über mehrere Monate durchgeführt und von einem erfahrenen Sparringspartner begleitet werden. So profitieren alle Beteiligten von durchgehendem Feedback und erzielen kontinuierlich und zuverlässig die gewünschten Erfolge, was auch ihre innere Motivation für das Safety Leadership stärkt. Darüber hinaus sollten die vorgesehenen Safety Leader der Unternehmen folgende Aspekte beherzigen:
1. Regelmäßiger Austausch mit Mitarbeitern
Um eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen, sollten regelmäßig Mitarbeitergespräche geführt werden. Die Aufgabe der Führungskräfte besteht also darin, in periodischen Abständen den direkten Austausch mit ihren Mitarbeitenden zu suchen: Hierfür eignen sich beispielsweise Sicherheitskurzgespräche. Auch Unterweisungen sind eine gute Möglichkeit. Hierbei ist darauf zu achten, dass eben nicht nur Betriebsanweisungen zum Durchlesen vorgelegt werden, sondern interaktiv gearbeitet wird. Hier empfiehlt es sich beispielsweise an eine Maschine zu gehen und mit den Mitarbeitern in Kleingruppen die Risiken und Ideen für Schutzmaßnahmen erarbeiten zu lassen.
2. Glaubwürdigkeit und Verantwortungsbewusstsein
Statt „Safety First“ lediglich zu predigen, müssen Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn sie ihren Mitarbeitenden beispielsweise vorschreiben, in bestimmten Arbeitsbereichen Sicherheitsschuhe zu tragen, sollten auch sie auf entsprechendes Schuhwerk setzen. Unterlaufen Führungskräften Fehler, so sollten diese mit gutem Beispiel vorangehen und zu ihren Fehlern stehen und darüber sprechen. So wird das Risiko von Wiederholungen reduziert.
3. Stärkung des Zusammenhalts
Um das Verantwortungsgefühl unter allen Mitarbeitern und Führungskräften ausweiten zu können, können bestimmte Aufgaben an einzelne Mitarbeitende, wie beispielsweise die Sicherheitsbeauftragten, delegiert werden. Denn werden Arbeitnehmer aktiv in Arbeitsschutz Prozesse eingebunden, sei es bei Begehungen, Unterweisungen oder auch bei der Entscheidungsfindung, stärkt dies den Zusammenhalt, die Akzeptanz von Maßnahmen und gleichzeitig das Sicherheitsbewusstsein aller Beteiligten.
4. Offene Fehler- und Meldekultur fördern
Eine offene Fehlerkultur darf nicht nur theoretisch festgelegt werden – vielmehr muss man sie direkt und uneingeschränkt leben. Kein Mitarbeiter sollte Angst davor haben, eine unsichere Situation oder einen Arbeitsunfall zu melden. Schließlich würden dadurch regelmäßig diverse Missstände unentdeckt bleiben. Die Folge: Zwar würden die Unfallzahlen auf dem Papier gut aussehen, in Wahrheit wäre die Situation aufgrund hoher Dunkelziffern jedoch äußerst alarmierend. Aus diesem Grund müssen Führungskräfte die Meldemoral aller Mitarbeiter nachhaltig fördern. Gerade bei Beinaheunfällen oder unsicheren Situationen benötigt es Feedback und gegebenenfalls Maßnahmen. Es ist außerdem wichtig, sicheres Verhalten offen zu loben. Nur dadurch entwickeln Mitarbeitende das dringend benötigte Safety Mindset zur Stärkung des Arbeitsschutzes.
Zum Autor:
Stefan Ganzke
Experte für Sicherheitskultur und Kommunikation im Arbeitsschutz WandelWerker Consulting GmbH
Mehr Informationen zu den Strategien und Methoden der WandelWerker finden Sie unter www.wandelwerker.com oder zum Beispiel in LinkedIn unter www.linkedin.com/company/wandelwerker